Auch wenn es nicht sehr schmeichelhaft klingt, gehören die Hörnchen (Familie der Sciuridae) zu der Ordnung der Nagetiere. Es gibt zahlreiche unterschiedliche Arten die man auf der ganzen Welt verteilt findet, nur in Australien und der Antarktis gibt es keine einheimischen Hörnchenarten. Während unseres Aufenthalts in Kanada haben wir Gelegenheit gehabt nicht nur andere Baumhörnchen (zu denen das Eurasische Eichhörnchen gehört) kennenzulernen, sondern auch verschiedene, uns bis dahin unbekannte, bodenlebende Arten.

Das Gemeine Rothörnchen (Tamiasciurus hudsonicus) ist in Kanada weit verbreitet und man findet es auch in Teilen der Vereinigten Staaten. Es lebt bevorzugt in Nadelwäldern, denn sein Lieblingfressen besteht aus Samen von Nadelbäumen. Bei Gelegenheit erweitert es auch gerne seinen Speiseplan und verzehrt Knospen, Nüsse, Früchte und Beeren, Pilze, Blüten und selten auch Vogeleier. Mit seiner rotbraunen Fellfarbe am Kopf und Rücken, und dem weißen Bauch sieht es seinem europäischen Verwandten sehr ähnlich, nur ist es etwas kleiner.

Das in Nordamerika weit verbreitete Grauhörnchen (Sciurus carolinensis) gehört ebenfalls zu den Baumhörnchen. Ursprünglich war diese Art im Osten und den zentralen Regionen von Nordamerika heimisch, wurde aber auch in anderen Teilen des Kontinents eingeführt, unter anderem in vielen städtischen Parkanlagen wie in Vancouver, der einzige Ort auf unserer Reise wo wir Grauhörnchen gesehen haben. Es ist deutlich größer als das Rothörnchen und hat ein graues, manchmal auch grau-bräunliches Fellkleid und einen typischen buschigen Eichhörnchenschwanz. In manchen Regionen scheint die melanistische (schwarze) Form, die wir in Vancouver beobachtet haben, lokal recht häufig zu sein. In seinem ursprünglichen Verbreitungsgebiet spielt das Grauhörnchen eine wichtige Rolle bei der Regeneration der Wälder, aber in anderen Regionen, inbesondere in einigen europäischen Ländern (Großbritannien, Irland und Italien), wo es durch den Menschen eingeführt wurde, stellt es eine wachsende Gefahr für die einheimische Tier und Pflanzenwelt dar. Die immer größer werdenden Bestände des Grauhörchens sind eine nicht zu vernachlässigende Nahrungskonkurrenz für das heimische Eichhörnchen und weil sie größer sind können sie auch mehr Fettreserven für den Winter anlegen. Außerdem sind sie Träger eines für die heimischen Eichhörchen tötlichen Virus, gegen den sie selbst aber immun sind. In vielen Gegenden, insbesondere in weiten Teilen Großbritanniens hat das Grauhörnchen das einheimische Eichhörchen bereits völlig aus seinen Lebensräumen verdrängt. Als invasive Art wird es mittlerweile vielerorts bekämpft, in der Hoffnung dadurch das europäische Eichhörnchen retten zu können.

Das Gelbbauchmurmeltier (Marmota flaviventris) gehört zu der Unterfamilie der Erdhörchen und lebt in den Bergwiesen im Südwesten Kanadas, auch in den Rocky Mountains. Ungefähr so groß wie eine Katze verdankt es seinem Namen seinem gelb-beigebraunen Bauchfell. Sein Kopf und die Schnauze sind dunkler, und unterhalb der Augen besitzt es einen hellen Fleck. Wie alle Murmeltiere speift es bei Gefahr aufgeregt um seine Artgenossen zu warnen. Wir haben diese hübsche Murmeltierart leider nur einmal beobachten können, auf dem Weg zu den Bow Glacier Falls im Banff Nationalpark.

Das Goldmantelziesel (Callospermophilus lateralis) gehört wie die Murmeltiere zu den echten Erdhörnchen und ist im Westen Nordamerikas beheimatet. Sein Verbreitungsgebiet erstreckt sich von den kanadischen Provinzen British Columbia und Alberta bis nach Kalifornien, Arizona und Neumexiko in den Vereinigten Staaten. In den kanadischen Rocky Mountains haben wir dieses hübsche und sympathische Erhörnchen sehr oft gesehen. Es lebt vorwiegend in Wäldern und an Waldrändern, inbesondere dort wo ihm Unterholz und Gerölle Verstecke vor Fressfeinden bieten. Wie auch die Murmeltiere überwintert das Goldmantelziesel. Es ist ein Allesfresser und verzehrt gerne Grünzeug und Wurzeln, Beeren, Nüsse, verschiedene Samen und Pilze, aber auch Insekten, kleine Eidechsen, Vogeleier und bei Gelegenheit von Menschen hinterlassene oder angebotene Reste. Goldmantelziesel sind wenig scheu, und in der Hoffnung ein paar Essensreste zu ergattern, kommen sie auch gerne näher. Selbstverständlich darf man sie nicht aus mißverstandener Tierliebe füttern!

Das Columbia-Ziesel (Urocitellus columbianus) ist eine weitere Erdhörnchenart die im Westen Nordamerikas verbreitet ist. Es ist deutlich größer und dicker als das zierliche Goldmantelziesel und schaut eher einem Murmeltier gleich. Es lebt auf offenen Flächen in mittleren Lagen wie Wiesen und Weiden, aber auch auf Bergwiesen und wir haben selbst auf großen Rasenflächen von Campingplätzen Columbia-Ziesel gesehen. Dort haben sie für ihren Bau weite Rasenflächen untertunnelt. Im Gegensatz zu dem Goldmantelziesel, ist es ein fast reiner Vegetarier der am liebsten frisches, saftiges Grass frißt. Es verbringt etwa 250 Tage im Jahr im Winterschlaf!

In Nordamerika ist das Kleine Streifenhörnchen (Neotamias minimus), ebenfalls ein Erdhörnchen, der kleinste Vertreter aus seiner Gattung. Ein erwachsenes Tier wiegt gerade mal 25 – 66g! Es lebt in Wäldern im Süden und Westen Kanadas und auch in einigen Staaten der USA. Sein Speiseplan besteht aus Samen, Nüssen, Beeren, Obst und Insekten. Im Gegensatz zu anderen Erdhörnchen macht das Kleine Streifenhörnchen keinen richtigen Winterschlaf, sondern verbringt die kalte Jahreszeit in seinem unterirdischen Bau, in einem lethargischen Halbschlaf, aus dem es gelegentlich erwacht, um von seinen Vorräten zu fressen.

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