Niemals werde ich meine erste Begegnung mit einem Seeadler vergessen, mit einem eurasischen Seeadler (Haliaeetus albicilla) in Norwegen vor einigen Jahren. Seither hat dieser einzigartige wunderbare und elegante Greifvogel einen ganz besonderen Platz in meinem Herzen. Der Weißkopfseeadler (Haliaeetus leucocephalus), ein naher Verwandter unseres europäischen Seeadlers ist in ganz Nordamerika verbreitet. Er bevorzugt Lebenräume in Wassernähe, wie Küstengebiete aber auch große Seen oder Flußauen. In Kanada und Alaska kommt er besonders häufig vor. Mit einer Flügelspannweite von über 2 Metern ist der Weißkopfseeadler einer der größten Greifvögel in Nordamerika.

Wie viele andere Greifvögel (und Beutegreifer ganz allgemein!) wurde auch der Weißkopfseeadler über Jahrzehnte hinweg gnadenlos verfolgt. Abschüsse wurden mit absurden und lächerlichen Geschichten wie regelmäßige Angriffe auf Lämmer gerechtfertigt und man warf dem Adler sogar vor kleine Kinder in seinen Fängen davongetragen zu haben. Nach Jahrzehnte dauernder intensiver Verfolgung durch Abschüsse, Fallen und sogar Giftköder war der ursprünglich häufige Greifvogel in weiten Teilen Nordamerikas nahezu ausgerottet. Der weit verbreitete Einsatz des Pestizids DDT sowie auch die zunehmende Zerstörung geeigneter Lebensräume habe haben ihren Bestand noch schneller schwinden lassen. Die Tatsache daß man ihn heute wieder in vielen Teilen seines einstigen Verbreitungsgebiets durch die Lüfte gleiten sehen kann grenzt an ein wahres Wunder. Dank gesetzlicher Schutzmaßnahmen sowie dem Verbot von DDT konnten sich die Bestände in den letzten Jahren wieder erholen und heute kann man den Weißkopfseeadler erneut in vielen Gebieten Nordamerikas bewundern.

Auch wenn er sich hauptsächlich von Fischen ernährt, kann er sein Nahrungsspektrum bei Bedarf auch auf Wasservögel, Reptilien, Amphibien und kleinere Säugetiere wie Hasen, Eichhörnchen und Waschbären ausweiten. Auch Aas wird nicht verschmäht. Manche Seeadler versuchen sogar gelegentlich anderen, kleineren Raubvögeln ihre Beute streitig zu machen, sie ärgern sie so lange bis diese schließlich ihre Beute fallenlassen.

Erwachsene Vögel haben ein dunklebraunes Gefieder mit Ausnahme von Kopf und Schwanz deren Federn weiß sind. Jungvögel sind durchgehend dunkelbraun, aber mit mehr oder weniger stark ausgeprägten helleren Flecken. Sie bekommen ihr Erwachsenengefieder nach etwa fünf Jahren.

Zur Fortpflanzung bevorzugen die Seeadler Waldgebiete in Gewässernähe. Ihr riesiges Nest bauen sie meist in der Krone von alten sehr hohen Nadelbäumen. Die Nester, oft über Jahre hinweg ausgebaut und wieder benutzt, gehören zu den größten Vogelnestern überhaupt.

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