Bären lassen niemanden gleichgültig, bei den einen lösen sie eine endlose Faszination und Begeisterung aus, andere wiederum geraten schlichtweg in Angst und Panik. Einerseits ist uns der Bär sehr vertraut (wer schon hat in seiner Kindheit keinen Teddybären gehabt?), andererseits ist er fast unwirklich denn es gibt nur wenige die schon einmal einen Bären in der freien Wildbahn beobachten konnten. Lange habe ich nicht einmal gewagt von solch einer Begegnung zu träumen….

Heute gibt es noch acht existierende Arten von Bären (Ursidae). Mit Ausnahme des Großen Pandas, der sich fast ausschließlich vegetarisch ernährt, und dem Eisbären der ein überwiegender Fleisch- und Fischfresser ist, sind alle sechs anderen Arten Allesfresser. In den letzten 3 Jahren hatte ich das Glück zwei Unterarten des Braunbären und den Amerikanischen Schwarzbären persönlich kennenzulernen.

Meinen allerersten wilden Bären habe ich im Sommer 2018 gesehen, während einem Urlaub in Rumänien, ein Land in dem der Europäische Braunbär (Ursus arctos arctos), eine Unterart des Braunbären (Ursus arctos), auch heute noch in relatif großen Zahlen vorkommt. Vor einigen Jahren waren sogar regelmäßig Braunbären in der Stadt Brașov zu sehen, denn sie kamen fast jeden Abend vorbei um die Mülltonnen nach Essensresten zu durchsuchen. Auch wenn diese Bären keineswegs angrifflustig waren haben die zuständigen Behörden die nötigen Maßnahmen ergriffen um die Bären (hauptsächlich junge Tiere oder solche mit einer niedrigen Rangordnung) in ein für sie geeigneteres Umfeld umzusiedeln. Normalerweise sind wilde Bären sehr scheu, und die Chancen beim Wandern oder Spazierengehen einem Bären über den Weg zu laufen sind nahezu inexistent. Um sicherzugehen vor unserer Heimreise auch tatsächlich wilde Bären zu sehen habe ich einen “Bärenausflug“ für uns reserviert. Die Gastgeber unserer kleinen Unterkunft mitten in den Karpaten waren einige Jahre zuvor sehr aktiv bei einem Projekt zum Schutz der 3 großen einheimischen Raubtiere (Bär, Luchs und Wolf) beteiligt gewesen. Das Projekt lief über 10 Jahre und wurde 2003 erfolgreich abgeschlossen. Seither sind unsere Gastgeber bemüht die Entwicklung des ländlichen Raums und die Mentalitäten der dort lebenden Menschen mit der Förderung eines nachhaltigen Tourismus positif zu beeinflussen, in der Hoffnung daß ein erhöhtes Bewußtsein für die Schönheit der Natur ihre Erhaltung langzeitlich sichert. In diesem Rahmen organisieren sie für ihre Gäste regelmäßig Ausflüge in die Umgebung, unter anderem, einen Abend zur Beobachtung der Bären. Und so kam es daß wir an einem schönen lauen Spätnachmittag in einer speziell dafür gebauten Hütte, zusammen mit ein paar anderen Gästen und zwei Förstnern auf die Ankunft der Bären warteten. Und die Bären haben auch nicht lange auf sich warten lassen! Wie in einem Traum haben wir sie bis zum Anbruch der Dunkelheit beobachten können…..

Wir haben uns ebenfalls Zeit genommen das Bärenreservat in Zărnești (Libearty Bear Sanctuary – https://millionsoffriends.org/en/libearty/about-the-sanctuary/ ) zu besuchen. Auf 69 Hektar Eichenwald dürfen hier zahlreiche Bären ihr Leben in Frieden und Teilfreiheit zu Ende leben, nachdem sie aus Zoos und von skrupelosen Privateigentümern gerettet worden waren. In Rumänien und manchen Balkan-Ländern war es lange “Tradition“ Bären als Touristenattraktion in Hinterhöfen von Restaurants, Hotels und Tankstellen zu halten. Nach einem qualvollen Leben hinter Gittern in winzigen, dreckigen Käfigen, oft schlecht oder gar nicht gefüttert, mißhandelt um ihnen jegliche Möglichkeit sich zu wehren zu nehmen, sind die armen Tiere nicht mehr in der Lage allein in der freien Wildbahn zu überleben. Manche Bären (wie der blinde Bär Max) haben ihr Augenlicht oder den Geruchssinn verloren, anderen wurden Zähne und Krallen ausgrissen. Es ist unglaublich was Menschen im Namen der “Tradition“ diesen armen Tieren an Schmerz und Qualen zugefügt haben! Seit seiner Gründung haben nicht weniger als 116 Bären im Reservat ein neues Zuhause gefunden, dort dürfen sie ihr restliches Leben genau das tun was sie schon immer hätten tun sollen: Das Gras unter ihren Tatzen fühlen, auf Bäume klettern, baden….

Während unseres Urlaubs in Kanada konnten wir eine weitere Unterart des Braunbären, den Grizzly-Bären (Ursus arctos horribilis), beobachten, sowie auch den Amerikanischen Schwarzbären (Ursus americanus).

Früher war der Grizzly-Bär fast in ganz Nordamerika verbreitet, aber seit der Ankunft der weißen Einwanderer ist sowohl sein Bestand als auch sein Verbreitungsgebiet dramatisch zusammengeschrumpft. Heute bevölkert er nur noch in etwa der Hälfte seiner einstigen Territorien. Grund dafür ist, wie bei so vielen anderen Arten auch die massive Bejagung und die weitreichende Zerstörung seiner Lebenräume. In Kanada wird sein Bestand in einigen Regionen als “bedroht“ eingestuft und die zuständigen Behörden und Natuschutzvereine haben verschiedene Maßnahmen zu seiner Erhaltung und Erneuerung eingeleitet. Ein Beispiel ist die Einrichtung von Schutzgebieten wie das Khutzeymateen Grizzly Sanctuary, das wir besuchen konnten.

Der Amerikanische Schwarzbär (Ursus americanus) ist der am häufigsten vorkommende Bär in Nordamerika. Er ist in allen kanadischen Provinzen vertreten. Im allgemeinen ist er ein wenig kleiner als der Grizzly-Bär, und unterscheidet sich von diesem vor allem durch seine etwas längere und gerade Schnauze. Außerdem fehlt ihm der für den Grizzly typischen Buckel zwischen den Schultern. Auch wenn er behäbig und ein wenig tollpatschig aussieht ist der Schwarzbär erstaunlich flink und geschickt und kann sehr gut schwimmen und auf Bäume klettern. Trotz seines Namens ist seine Fellfarbe nicht unbedingt immer schwarz, sie variiert stark und sämtliche Brauntöne können vorkommen sowohl hellbraun, zimtbraun, schokoladenbraun als auch dunkelbraun.

Nach Angriffen von Bären auf Menschen, manche sogar tötlich, hat der Grizzly-Bär den Ruf bekommen agressiver zu sein als der Schwarzbär. Tatsache ist daß beide Arten sehr gefährlich sein können auch wenn Angriffe von Schwarzbären seltener einen tötlichen Ausgang kennen. Dabei muß man dazusagen daß die allermeisten Angriffe durch ein unangemessenes, verantwortungsloses oder leichtsinniges Verhalten der Menschen provoziert worden sind, und nicht durch eine eventuelle dem Bären angeborene Angriffslust. Um Zusammenstöße künftig zu vermeiden, und um ein friedliches Zusammenleben zu gewährleisten, werden seit einigen Jahren in Gebieten, wo beide Arten vorkommen, gezielt Aufklärungskampagnen durchgeführt (insbesondere in den vielbesuchten Nationalparks). Bären sind sehr intelligente Tiere, und wenn sie einmal gelernt haben Menschen mit Nahrung in Verbindung zu bringen, verlieren sie ihre angeborene Scheu und versuchen durch aggressives Verhalten eine Mahlzeit zu ergattern. Deshalb ist füttern von allen Tieren strengstens verboten, Essensreste oder Verpackungen dürfen nie zurückgelassen werden, und alle Abfalleimer sind mittlerweise so umkonzipiert daß sie von den Bären nicht mehr geöffnet werden können. Manche Wege in deren Nähe sich zu bestimmten Jahreszeiten Bären aufhalten (z.B. um reife Beeren zu fressen) sind zu dieser Zeit teilweise oder ganz gesperrt. Um zu vermeiden einen Bären zu überraschen, oder noch schlimmer, eine Bärenmutter mit Jungen, werden die Nationalparkbesucher angehalten in kleinen Gruppen zu wandern, sich geräuschvoll zu verhalten und für den Notfall eine Dose Pfefferspray bei sich zu tragen. Seither kommt es nur noch sehr vereinzelt zu Unfällen….

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